Eine Lebensgesichte Abseits der MS

Eine Lebensgeschichte Abseits der MS

Im Gastbeitrag „Eine Lebensgeschichte abseits der MS“ möchten wir auf einen jungen Mann und dessen Lebensgeschichte aufmerksam machen, die zeigt, dass Gesundheit auch in jungen Jahren nicht selbstverständlich ist und diese jedem und jederzeit genommen werden kann. Aber lest einfach selbst…

Eine Lebensgeschichte Abseits der MS

Hallo, mein Name ist Paul Michel und bei Instagram findet ihr mich unter dem Namen paulmichel96. Ich habe die Ehre und darf hier im Blog meine Geschichte und mein Anliegen an euch, mit euch teilen.

Eine Lebensgeschichte abseits der MS

Ich bin als zweitgeborener 1996 in Wiesbaden geboren. Gewohnt habe ich dann in Idstein. Wir sind dann aber nach Linter in der Nähe vom Limburg an der Lahn gezogen. Mein Bruder und ich hatten eine echt großartige Kindheit. Im Alter von ca. 7 Jahren sind wir dann nach Hünfelden Nauheim gezogen. Wir hatten immer den Luxus in eigenen Häusern zu wohnen. Meine Kindheit und meine Schulzeit waren relativ normal. 2012 nach dem Hauptschulabschluss begann ich eine Ausbildung als Straßen- und Kanalbauer. 2015 dann hatte ich den Gesellenbrief in der Tasche, stolz wie Oskar. Dann ging es für mich ins Berufsleben. Ich wechselte zweimal die Firma und war somit zuletzt wieder in meinem Ausbildungsbetrieb der Albert Weil AG in Limburg/Offheim. Am 20.08.2016 brach dann ganz plötzlich für mich eine Welt zusammen. 

Bild: © Paul Michel

Beginn schwieriger Zeiten

Mein großer Bruder wurde von einem Raser überfahren und war sofort Tod. Nach dem Tod meines geliebten Bruders war nun alles anders. Ich konnte es einfach nicht glauben, dass er jetzt mit 21 Jahren einfach Tod ist. Dann begann für mich eine schwierige Zeit, ich wollte meinem Bruder nachsterben und war sehr traurig über seinen Verlust. Im Februar 2017 zog ich dann in meine erste eigene Wohnung. Das war besser so, den Mama und Papa trauerten anders als ich und ich musste einfach raus. Anfang 2019 hat sich dann dank eines Trauerseminars sich bei mir ein Schalter umgelegt und ich kam ab da gut zurecht mit seinem Tod. Am Arbeiten war ich immer noch bei der Firma Albert Weil AG, nun nicht mehr als Facharbeiter, sondern als Baggerfahrer. Ich habe meinen Kindheitstraum erfüllen können. Das Führen von Maschinen, sei es Bagger, Walze oder Lkw hat mir sehr viel Spaß gemacht. Mitte 2019 dann mein zweiter Schicksalsschlag. 

Mein zweiter Schicksalsschlag

Ich war nun 23 Jahre alt. Ich bekam ganz plötzlich und unerwartet große Probleme mit meiner gesamten Muskulatur. So groß, dass ich nicht mehr arbeiten konnte. Nach meinem Urlaub musste ich mich leider krankschreiben lassen. Ich weiß es noch ganz genau, dass es der 05.08.19 war. Ab dem Tag an war alles anders. Meine Welt wurde schon wieder auf den Kopf gestellt. Für mich ging es dann von Arzt zu Arzt, keiner wusste weiter und mir blieb nichts anderes übrig, außer mich in die Notaufnahme zu begeben. Nun war der 20.08.2019 ca. 2:30 morgens und ich musste anhand der Blutwerte im Krankenhaus bleiben. Dieser Tag war der 3. Todestag meines Bruders und ich lag im Krankenhaus. Um ca. 10:00 stand dann ganz plötzlich der Verdacht auf Herzinfarkt im Raum. Also wurde ich verlegt und sollte einen Herzkatheter bekommen. Meine Eltern hatte ich inzwischen informiert. Nach dem Herzkatheter, zum Glück Entwarnung, mit dem Herzen ist alle in Ordnung. 

Was ist es nun? 

Nach 2 Wochen Krankenhausaufenthalt und unzähligen unangenehmen Untersuchungen wusste ich auch nicht weiter. Es war auf alle Fälle klar, etwas mit meiner Muskulatur stimmt nicht. Also ging es für mich weiter in die Uni Klinik nach Frankfurt. Nach zwei Wochen stationären Aufenthalt auf der Neurologie stand fest ich habe eine sehr seltene autoimmune Muskelerkrankung. Die Muskelerkrankung nennt sich immunvermittelte nekrotisirende Myositis mit SRP-Antikörper. Auf Deutsch gesagt, mein Immunsystem zerstört meine Muskulatur.

Ich war sprachlos

Nun bin ich unheilbar krank. Eine medikamentöse Therapie wurde begonnen und musste leider, wegen nicht anschlagen, schnell eskaliert werden. Mit dem zweiten Medikament hat es dann geklappt und das, was mein Körper falsch macht, bekam man in Griff. Anfang 2020 musste ich dann wieder zu meinen Eltern ziehen und meine Wohnung aufgeben, weil es aufgrund der Krankheit nicht mehr möglich war alleine zu leben.

Gesundheitszustandes voll berentet

Weiterhin konnte ich natürlich immer noch nicht wieder arbeiten und es war mir relativ schnell klar, dass ich mit einer Muskelerkrankung kein Baggerfahrer mehr sein kann. Für mich brach eine Welt zusammen. Ende 2020 stand dann meine erste Reha an, denn meine Arbeitsfähigkeit war stark gefährdet. Nach der Reha hatte ich es schwarz auf weiß, ich werde nicht mehr als Baggerfahrer arbeiten können und werde deshalb und meines schlechten Gesundheitszustandes voll berentet.  

Nun war ich 24 Jahre alt und berentet

Seit dem ersten Tag an, hatte ich regelmäßige Physiotherapie, Ergotherapie und Logopädie. Februar 2021 bekam ich dann meinen ersten Rollstuhl und das dazu passende Verlade System für in mein Auto. Im Februar lernte ich auch meine Partnerin Laura über Instagram kennen. Sie war trotz meiner Erkrankung an mir interessiert und relativ schnell war klar wir wollen unser Leben zusammen verbringen. Einziges Problem war, dass uns 180 km trennten und wir entschieden sehr schnell zusammen zu ziehen. September 2021 bin ich dann der Liebe halber wieder ausgezogen. Nun wohne ich in der wunderschönen Pfalz ca. 180 km von meinen Eltern entfernt. Für mich hat hier ein neues Leben begonnen. Ich habe sogar bald die möglich wieder angepasst an meine Rente etwas arbeiten zu gehen.

Das Bild vom Bus dient, als Beispielbild, um sich besser vorzustellen, wie ein behindertengerechter Bus aussieht.

Beispielbild behindertengerechter Bus
Bildmaterial Paul Michel

Nun habt ihr meine Geschichte gehört und hier ist mein Anliegen an euch. Ich habe eine Spendenaktion für mich gestartet. Krankheitsbedingt benötigte ich jetzt ein neues Auto und bin wegen meiner Berentung auf Hilfe von euch angewiesen. Ich wäre euch für jede Spende und Unterstützung sehr dankbar!

Paul Michel