Ich packe meinen Koffer und nehme mit
Perspektiven Story

Ich packe meinen Koffer und nehme mit

Ich packe meinen Koffer und nehme mit: Die etwas andere Version wie viele dies über Jahre kennengelernt haben. „Ich packe meinen Koffer“ ist im eigentlichen Sinn, ein Geburtstagsspiel für Kinder. Wir zeigen heute die Version, wenn ich als Rollstuhlfahrer mit der Familie in Urlaub fahren würde. Denn spontan eine Reise umzusetzen geht so nicht…

Ich packe meinen Koffer und nehme mit

Dann fange ich einmal an, indem ich schreibe: „Ich packe meinen Koffer und nehme meine Medikamente mit.“ Denn ohne geht es nicht, je nach Medikament gehört dies nicht nur sicher am Mann, oft auch gekühlt eingepackt. Da ich über viele Jahre Medikamente, die unter das Betäubungsmittelgesetz fallen einnehmen muss, führe ich den ärztlichen Nachweis auf Reisen immer mit. Am besten zweisprachig! Was im Ausland Pflicht sein sollte – so hatte ich noch nie ein Problem bei der Ein- oder Ausreise. 

Auf einem Betäubungsmittelrezept (BtM-Rezept) verschreibt ein Arzt Medikamente, deren Abgabe und Verwendung streng kontrolliert werden müssen. Das gilt zum Beispiel für Substanzen, die abhängig machen, können wie bestimmte stark wirksame Schmerzmittel.

Quelle: netdoktor.de

Sicherheitscheck am Flughafen

Bei unserer Flugreise nach Wien wurden wir am Flughafen Frankfurt am Main bei der Ausreise, festgehalten da die Überprüfung meines Rollstuhles durch das Sicherheitspersonal angeschlagen hatte. Sofort wurde eine Oberflächenprobe von meinen Händen und Rollstuhl genommen und eine Schnellprüfung veranlasst – hier half mir das ärztliche Formular weiter und klärte den Sachverhalt direkt auf – das Morphium war der Übeltäter. Über den eigenen Schweiß war es überall nachweisbar – sogar am Rolli!

Zielgruppe mobilitätseingeschränkte Reisende

Die Zielgruppe mobilitätseingeschränkter Reisender wächst und gewinnt weltweit immer mehr an Bedeutung. Urlaub und Reisen mit unterschiedlichen Hilfsmitteln stellt Betroffene oft vor Aufgaben, die man als Hürde bezeichnen darf. Sanitäranlagen und Bad Hygiene, gerade im öffentlichen Bereich, sind nicht nur zu Corona wichtig. Menschen kämpfen täglich um ihre Restgesundheit und suchen eigentlich nur etwas Erholung vom Alltag zu Hause.

Ich packe meinen Koffer und nehme mit
Ich packe meinen Koffer und nehme mit

Checklisten können helfen

Nur dann, wenn diese individuell für jeden Reisenden erstellt werden ergibt es Sinn. Pauschale Listen helfen oft nicht weiter, sondern schaffen Frust – und eines ist gesichert, wir vergessen immer etwas. Egal mit welcher Liste, mindestens ein Teil bleibt auf der Strecke – so unsere Erfahrungen der letzten Jahrzehnten. 

Gehstöcke können zum Hindernis werden

Gerade im Flugzeug, je nach Fluglänge und Zeitfenster könnte ein Besuch auf der Toilette von Vorteil sein. Beim ersten Flug als Rollstuhlfahrer hatte ich direkt meine Gehhilfen im Koffer, wo sich dieser Koffer beim Flug befindet, kennt Ihr alle. Was für ein Akt um zum WC zukommen – grausam sage ich Euch. Die Spastik die mir Hilft wenige Schritte umzusetzen, ist auf solchen Toiletten ein Alptraum für mich und meinen Körper. Das Gewicht des Koffers sowie des Handgepäcks wurden in den letzten Jahren auch immer schwieriger. Bei einer Reise hatten wir in einem Koffer über 61 Kilogramm. Alleine die viele Kleidung, die ich auch im Urlaub benötige, schafft da ein zusätzliches Problem. Denn im Koffer befinden sich immer auch mindestens zwei meiner Mobilien Haltegriffe. Im Urlaub ein gewohnt sicherer Griff im Bad und Dusche ist für mich Goldwert. Jetzt zählt mal durch, was sich schon alles in meinem Koffer befindet. 

Schwimmhilfen – auch Nudel genannt

Kaufen wir vor Ort und belassen dies nach dem Urlaub genau an diesem Ort. Handtücher immer ein Problem, gerade bei meinem Volumen und Körper befinden sich ebenfalls in meinem Koffer. Nicht zu vergessen eine Lagerungshilfe für die Nacht, denn aus dem Bett fallen kann ich richtig gut. Hinzu kommen mindestens zwei meiner Orthesen – die echt Platz wegnehmen. Selbst bei einem Tagesausflug artet dies immer aus, durch meine Behinderungen ist vieles unumgänglich geworden. Den ÖPNV erwähne ich in diesem Zusammenhang lieber nicht – denn dies würde in einer Katastrophe enden!

Das zweite Sitzkissen liegt immer im Auto, ebenso wie das ein oder andere Hilfsmittel für den Toilettengang. O-Ton meiner Frau, wenn wir auch nur einen Tag vereisen schaut das immer wie ein halber Umzug aus. Alleine für jeden ein Getränk, gerade im Sommer. Im Winter sind es dann immer doppelt Handschuhe und Co. – Ihr seht, es wird nicht weniger. Kommen wir zum Ende dieses Blogs denn es ist doch länger geworden als geplant – so hat der Leser mal einen Einblick von dem was wir so erleben. 

Ein Thema das mir sehr wichtig! Mein Blogbeitrag soll zum Nachdenken anregen. Herzlichen Dank für’s Lesen und Teilen!