Die Klischee Fliege bei MS + Hilfsmittel - 01
Leben mit MS Perspektiven Story

Die Klischee Fliege bei MS + Hilfsmittel – 01

„Die Klischee Fliege bei MS + Hilfsmittel – 01“ In kaum einem Feld ist das Dickicht an Klischees derart farbig sowie facettenreich wie bei der Bewertung zum Thema Hilfsmittel und Multiple Sklerose. Erst kürzlich wurde mir die Frage zum Thema Rollstuhl gestellt. Genau genommen, zu meinem persönlichen Umgang damit. Dies und mehr widmet sich ein zukünftiger Blog Beitrag an dem ich gerade arbeite. Zu 71,35 Prozent findet mein Leben im Rollstuhl statt. Gut, den Rest bin ich kurzweilig auf meinen eigenen Beinen oder in der liege Position. Die Frage nach dem Prozentwert erklärt sich daraus, dass ich keine geraden Zahlen mag, was aber so ein anderes Thema wäre. Sehen wir uns zu diesem Themenbeitrag bei mir im Blog? So mein Aufruf bei Instagram vor einigen Tagen…

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Die Klischee Fliege bei MS + Hilfsmittel

Hallo ihr da draußen, da ist er endlich der Blog zum Thema Hilfsmittel und Multiple Sklerose. Was wird Euch erwarten? Eine sehr persönliche Schilderung und meine eigene Geschichte beim Thema Hilfsmittel und MS. Abneigung, Ängste sowie aus heutiger Sicht falscher Stolz Dinge und Veränderungen anzunehmen. Starten werden wir im Jahre 1993, dem Jahr, in dem es ohne Hilfsmittel nicht mehr zu bewältigen war. Eines vorab, ab hier wird es schonungslos und schmerzhaft.

MS – Wie alles begann

Ich werde niemals selbst einen Rollstuhl bewegen

Leichte Sprüche im Umgang mit Menschen, die aufgrund eines Unfalls auf einen Rollstuhl angewiesen waren und sind. Dazu eine kurze Aufklärung, in meinem Freundeskreis befand sich schon einige Jahre ein sogenannter Rollstuhlfahrer. Mein Lockerer und offener Umgang im miteinander war geprägt von Respekt untereinander. Nur geschont habe ich meinen Rolli-Freund nicht, wir spielten zusammen oft Pool Billard und freiwillig verlieren war nicht meins, warum auch. Er war so gut aufgestellt, das man mühe hatte überhaupt zu gewinnen. Seine Ruhe, Präzision aus dem Rollstuhl herauszuspielen waren nicht nur für mich beeindruckend. Der gemeinsame Sport, ja Pool Billard, egal ob 8-Ball oder 9-Ball ist Sport, wenn man diesen so betreibt wie wir. Meine MS machte sich auch beim Spiel am Tisch unterschiedlich bemerkbar – weniger zur Freude meiner Person, im Gegenteil ich wollte nicht wegen meiner körperlichen Defizite verlieren – Ehrgeiz der nicht guttat. Anfänglich spielte und bewegte ich mich mit einem, zeitweise mit zwei Unterarmgehhilfen, auch gerne Krücken genannt. Beim Pool Billard war dies anfänglich für mich auch kein Problem.

Sopur Easy 300
Mein Rollstuhl aus Billard Zeiten (1994)

3. der deutschen Meisterschaft im Pool Billard 8-Ball (Behindertensport)

Steigen Zahlen bei sogenannten kleinen Unfällen

Sturzprophylaxe, die Anzahl meiner kleinen Stürze häuften sich und wurden immer gefährlicher für mich sowie mein Umfeld. Heizungen, Blumen drinnen und draußen begrüßten mich teilweise mit dem Text – nicht Du schon wieder. Es gab kaum etwas wohin ich nicht gefallen bin, all dies zum Ärger meiner Frau Carmen und all dies immer in der Öffentlichkeit. Aber auch zu Hause nahm die Häufigkeit an Stützen zu. Mein Arzt stellte für den Notfall zwei Verordnungen aus. Auf dem ersten Rezept stand geschrieben: sofortige Versorgung mit einem Leihrollstuhl – auf dem zweiten Rollstuhl nach Maß, aufgrund MS!

Rollstuhl als Mobilitätshilfe

Grundsätzlich übernehmen die gesetzlichen, wie auch privaten Krankenkassen die Kosten, wenn Ihr einen Rollstuhl als Mobilitätshilfe benötigen. Voraussetzung für eine Kostenübernahme dient ein Rezept, das Euch der Arzt ausstellt. Dieses Rezept bestätigt Dir dann die medizinische Notwendigkeit eines Hilfsmittels (z.B. Rollstuhl) und sorgt dafür, dass nach Genehmigung des Kostenvoranschlages, den ein Sanitätshaus oder Rehabilitationsberater beim Kostenträger einreicht versorgt werden. Soweit das theoretische!

Niemals werde ich dieses Rezept einlösen

Das waren meine Worte, meine Frau war anfänglich noch der Meinung das schaffen wir auch ohne den Rollstuhl. Unser beider Abwehrhaltung war extrem – nur warum? War doch mein eigener Freund ebenfalls Rollstuhlfahrer und ich offen bei solchen Themenfeldern – nur bei mir selbst nicht? So ging es noch einige Wochen ohne diesen Rollstuhl – egal ob eigener oder Leihrollstuhl.

Es musste irgendwann passieren

Bei einer gemeinsamen Freizeitaktivität als Paar passierte es dann. Ich bewegte mich auf meinen beiden Beinen und Gehhilfen ins Lokal mehr, aber auch nicht. Alleine sprich, selbstbestimmt kam ich nicht mehr aus diesem Lokal und musste von Freunden herausgetragen werden. Dies war ein unheimlicher Moment, der Kerl 1,91 m groß und kommt nicht mehr alleine klar – peinlich. Noch heute erinnere ich mich an diesen Vorfall – all dies hätte heute Jahrzehnte später nicht sein müssen!

Schnelle Einigkeit über eine veränderte Zukunft

Zu Hause angekommen sprachen wir kaum ein Wort miteinander, beide waren von dem was geschehen war, immer noch gefangen. Tage später löste sich die Spannung ohne, dass diese völlig verschwand. Ist dies jetzt meine Zukunft? Soll ich jetzt so Leben? Die Fragen kamen häufiger und intensiver auf. Mein Kopf fand einfach keine Ruhe mehr, diese Gedanken waren dunkel und bedrohlich – wo war nur der so fröhliche und offene Frank geblieben?

Selten lief in dieser Zeit etwas ohne Drama ab

Der Dickicht an Klischees beim Thema MS und Hilfsmittel ist derart farbig sowie facettenreich, dass die Gedanken oft auf Reise gehen – oft aber sehr negativ besetzt sind. Heute im. Jahre 2020 kann ich leicht darüber schreiben, aber damals. An dieser Stelle endet Teil eins zum Thema „Die Klischee Fliege bei MS + Hilfsmittel – 01“ selbstverständlich setzen wir diesen Blog fort. Denn es passiert bis heute noch so einiges beim Thema MS + Hilfsmittel.